Case Study: 50+ Content Pieces an einem Vormittag produziert

In dieser Case Study möchte ich euch zeigen, wie man in kurzer Produktionszeit einen Haufen Social-Media-Content produzieren kann, wenn man Microcontent gleich mitdenkt.

Kalender voll, treue Stammkundschaft, keine Kapazität für neue Kund:innen: Eigentlich eine tolle Situation für Jana und Anneke, die ihren Salon Meisterwerk Friseur in Tübingen erst vor wenigen Jahren in der Corona-Zeit eröffneten. Doch die beiden wollen mehr: Ihren liebevoll renovierten Salon haben sie um zwei weitere Plätze erweitert, damit auch das Team wachsen kann. 

Doch das ist gar nicht so einfach: Den viel beschworenen Fachkräftemangel spüren auch die Saloninhaberinnen. 

Bei meinem Besuch im Sommer kamen wir auf den aktuellen Stand bei der Personalsuche zu sprechen. “Sag mal, du machst doch was mit Social Media? Wir überlegen, da Anzeigen zu schalten…” 

Ziel: Organischer Content, um den “Vibe” des Salons zu transportieren

Nun, Paid Social ist eine Büchse der Pandora, die ich nicht anfasse. Aber während des Haaretrocknens konnte ich ja schonmal einen Blick auf den bestehenden Instagram-Account werfen. Die Posts waren unregelmäßig und bestanden vor allem aus Vorher-Nachher-Ergebnissen. Nun, da der Salon ja gerade eh keine Kapazität für Neukunden hat, kann man den beiden nicht vorwerfen, dass sie den Account eher stiefmütterlich behandelt haben.

Aber welchen Eindruck bekommen potenzielle Bewerber:innen von dem Account, egal ob sie über eine Werbeanzeige, eine Zeitungsannonce oder Mund-zu-Mund-Propaganda von der freien Stelle bei Meisterwerk Friseur erfahren?

Jana und Anneke war es schließlich wichtig, nicht irgendwen in das bisher vierköpfige Team zu holen, sondern eine Person, die Leidenschaft, Handwerkskunst und den richtigen Teamspirit mitbringt.

Mit frisch geschnittenen Haaren machte ich Anneke und Jana einen Vorschlag:

Normalerweise mache ich Contentproduktionen nur für mich selbst. Ich bin keine Agentur und will auch keine werden. Aber genau diesen Prozess – effiziente Content-Produktion mit klarem Plan – kann ich in Workshops vermitteln, hint hint.

Die Aufgabe, meine Contentplanungs- und Microcontentansätze hier in einen ganz anderen Kontext (Friseursalon, Recruiting, Team) zu bringen, war eine schöne Challenge im Sommerloch.

Mit vollem Auftragsbuch wollte ich die Zeit der beiden Saloninhaberinnen nicht unnötig strapazieren. Deswegen haben wir nur vier Stunden Drehzeit (10 bis 14 Uhr) an einem Montag, an dem der Salon eh geschlossen ist, eingeplant. Pünktlich um 10 standen meine Mitarbeiterin Leonie und ich mit unserem Equipment vor der Tür und legten los!

4 Prinzipien für effektive Contentproduktion

Damit am Ende eine metric fuckton of content (Spoiler: knapp 50 einzelne Posts) entstehen, braucht es gute Vorbereitung.

Nach diesen Prinzipien bin ich das Contentprojekt für Meisterwerk Friseur angegangen:

Prinzip 1: Ich bin lieber over- als underprepared. 

Zum Termin auftauchen und schauen, was einem so einfällt? Never.

In Vorbereitung auf den Termin habe ich ein Google Doc angelegt, in dem ALLES gespeichert ist, was man braucht:

  • Infos aus dem Vorgespräch
  • Account-Inspo & Verbesserungsvorschläge für den Account
  • Drehtag-Zeitplan
  • Interviewfragen
  • Shotliste für B-Roll in verschiedenen Einstellungsgrößen
  • Dreh-Packliste
  • Mini-Skripte für ein paar konkrete Posts

(Fun Fact: Am Ende hatte das Dokument über 30 Seiten. Call me pedantisch, aber je besser ich vorbereitet bin, desto bessere Arbeit kann ich leisten.) 

Prinzip 2: Wir produzieren modular.

Ich glaube an Content Recycling. Das sollte hier niemanden überraschen. Doch wie kann man in der Produktion schon möglichst viel recyceln? 

Nun, zum Beispiel war der “Techniktest” zeitgleich Ausgangscontent für die AI-unterstütze Stellenausschreibung. 

Während meine Mitarbeiterin Leonie und ich die Kameras aufbauten und testeten, konnten wir Anneke und Jana schonmal bitten, uns mehr über die freie Stelle zu erzählen. Diese (Audio-)Aufnahme (bei der die Qualität zweitrangig ist) wurde mit Hilfe von Castmagic in eine schriftliche Stellenausschreibung verwandelt. (Aus der ist dann wiederum Microcontent geworden… na klaro!) Plus: Dadurch waren beide dann auch schon “warmgeredet”, konnten sich an die Kameras gewöhnen und waren bereit für die Interviews. 

Aus den Interviewantworten wurden dann Voiceover-Audios und Texte; aus den B-Roll-Clips wurden sowohl Schnittbilder für die Interviews als auch eine Bibliothek für Trendreels, und aus den wichtigsten Infos rund um den Salon und die Stelle wurden Texte für Karussellposts und Story Highlights.

Prinzip 3: Die Menschen müssen sich mit dem Content wohlfühlen.

Bei den Interviewfragen, den Drehsettings und Co war es mir wichtig, Jana, Anneke (und die Auszubildende Kira, die zwischendurch noch vorbeikam und als Model für verschiedene Szenen diente) miteinzubinden, so dass sie sich mit dem Dreh und den späteren Ergebnissen wohlfühlen.

Im besagten Google Doc gab es deswegen einen Ort für Feedback/Abnahmen.

Bringt ja nichts, wenn man etwas erstellt, aber die Person sich mit dem Inhalt nicht repräsentiert fühlt und deswegen niemals den Post veröffentlichen wird.

Prinzip 4: Let AI assist you. 

Stellenausschreibung texten, Zitate finden, Untertitel erstellen – wo immer möglich, darf AI die Fleißarbeit machen. Betonung auf Fleißarbeit.
Die große Strategiearbeit mache ich lieber selber. (Sicher kommt mir später ein Promptexperte in die LinkedIn-DMs geslidet und belehrt mich, dass das mit seinem drölf-Schritte-Superprompt auch ChatGPT machen kann, aber whatever…)

Postproduktion 

Nach dem halben Drehtag folgte natürlich die eigentliche Arbeit: 

  • Dateien sichern
  • Dateien sichten, sortieren, umbenennen 
  • Clips aus den LFC-Interviews generieren
  • Untertitelung
  • Texte aus den Interviews generieren
  • Karussell- und Story-Vorlagen in Canva anlegen

Einen Teil hat Leonie übernommen, einen Teil habe ich selber gemacht. Aufgrund der Vorbereitung sind viele Sachen straightforward.

Kreativ wird es dann, wenn aus den Kernaussagen (aus dem Interview) und den Visuals (B-Roll) einzelne Posts zusammengepuzzelt werden.

Ist das viel Arbeit? Ja, will ich nicht sugarcoaten. Aber mit einigen Stunden Postproduktion sind am Ende mehrere Dutzend fertiger Posts sowie Vorlagen und Material für weitere Posts entstanden.

Ergebnisse 

Circa drei Wochen nach dem Drehtag konnte ich Jana und Anneke folgende Assets übergeben:

  • 33 Talking-Head-Interviewclips (Reels) Beispiel
  • 10 Clips, die mit Musik genutzt werden können (Reels) Beispiel
  • 1 Pin Post (Grafiken/Canva-Vorlage) 
  • knapp 40 Story Slides für 6 Highlights (Grafiken/Canva-Vorlage) 
  • 62 kurze B-Roll-Sequenzen für zukünftige Reels 
  • Vorschläge für neue Profiltexte

Eine kleine Schulung für Canva und das Meta Creator Studio kamen obendrauf, so dass die Friseurinnen eigenständig neue Posts erstellen und Highlights aktualisieren können. 

So, was sind denn die Ergebnisse in Bezug auf Followerwachstum, Reichweite und Co? 

Ich möchte hier nochmal betonen, dass es nicht das Ziel war, virale Reels o.ä. zu erstellen. (Und sowas zu versprechen fänd ich auch unseriös…) 

Ziel war, den Account wiederzubeleben und einen Eindruck vom Salon zu verschaffen, so dass Bewerber:innen in spe (aber auch: Leute aus dem Netzwerk, Multiplikator:innen) mitbekommen, dass Jana und Anneke einstellen und einen tollen Arbeitsplatz bieten. 

Das hat definitiv funktioniert!

Ich habe keinen Zugriff auf die Analytics, aber bereits von außen ist sichtbar: 

  • mehr als 100 neue Follower:innen 
  • Views per Reel zwischen 400 und 1000+
  • mehr Kommentare und Engagement 

Und, am schönsten: Für das Meisterwerk-Team ist der Spaß an Instagram wiedergekommen und sie haben verschiedene eigene Posts (u.a. über die ersten Male und Meilensteine der Auszubildenden Kira) erstellt. 

Happy End: Eine neue Kollegin haben sie schon gefunden. Ab April wird sie den Salon ergänzen. Kam sie über Social Media? Leider nein, aber mit dem wiederbelebten Account haben Anneke, Jana und die anderen jetzt die beste Basis, um den Account auch für die Gewinnung von Neukund:innen einzusetzen!

Was du aus diesem Experiment mitnehmen kannst:

Eine gute Vorbereitung und ein klarer Plan zahlen sich immer aus. → lieber vorher einen Plan aushecken als in der Postproduktion versuchen, aus zufälligen Schnipseln etwas zu erstellen


Content-Produktion kann effizient sein – wenn man strategisch und modular denkt. → Mit vier Stunden Drehzeit lässt sich Content für Monate erstellen, wenn man modular produziert und Inhalte gezielt recycelt.


Man kann KI gezielt einsetzen – aber sie ersetzt keine Strategie. → KI-Tools können Fleißarbeit übernehmen (Untertitel, Texterstellung etc.), aber die kreative und strategische Arbeit bleibt menschlich.