Reaktive vs. proaktive Contentstrategie

„Ohje, hoffentlich machen das nicht allzu viele Leute nach und sind dann enttäuscht“, denke ich, als ich bei Threads über diese „Content-Strategie“ stolpere:

Don’t get me wrong: Das klingt schön einfach, und wenn es für den Absender funktioniert, dann ist das ja gut für ihn. Aber ähnlich wie bei den „Ich setze mich einfach jeden Morgen um 8 an den Schreibtisch und schreibe meinen LinkedIn Post des Tages„-Dudes sehe ich hier ein Problem: Das ist eine reaktive Strategie.

Reaktiv = du reagierst auf etwas. Proaktiv = du machst selbst den ersten Schritt.

Beispiele für reaktiven Content

  • Fragen aufgreifen
  • Trending Sounds benutzen
  • Social Media Trends mitmachen
  • über aktuelle News berichten
  • Aktuelles kommentieren
  • Content von anderen einordnen
  • Dinge von anderen remixen

Wann reaktiver Content funktioniert – und wann nicht

tl;dr: für Unterhaltung ja, für Thought Leadership nicht.

Ihr kennt ja meine Unterscheidung zwischen Content Creator und Content Marketer, gell? Je mehr man sich selber auf der Skala als Creator einordnet, und je mehr man sich Unterhaltungscontent verschrieben hat, desto mehr macht reaktiver Content Sinn. Sprich, eine Beautyinfluencerin, die die neusten Trends nachschminkt oder neue Produkte testet. Oder ein Twitch-Streamer, der auf Content von anderen reactet. So ein Content kann sogar für mehr Reichweite sorgen, weil Trending Sounds oder Remixes dafür sorgen, dass man bei neuen Leuten auf der Explore Page landet.

Je mehr man aber Content Marketing machen will, desto wichtiger ist es, mit eigenen Ideen und Themen rauszugehen. Thought Leadership aufzubauen. Eigene Frameworks zu präsentieren.

Das passiert nicht (oder nur über Umwege), wenn man den Erklärbär macht und die Fragen der Leute beantwortet.

Weitere Gründe, warum Fragen der Audience nicht der beste Ausgangspunkt für Content sind:

Grund Nummer 1: FAQ-Content ist nicht so gut zu batchen

Also, ja – theoretisch kannst du einen Fragesticker in deine Instastory packen, die Antworten daraus batchen und über die nächsten Wochen strecken. Der Content wäre da. Aaaaber der große große Vorteil, eine Person mit einer Antwort auf ihre Frage happy zu machen, der verpufft. Denn wenn die Antwort erst Wochen später kommt, wird die fragestellende Person mit Schulterzucken reagieren oder sich verarscht vorkommen. (Zu Recht tbh.)

Grund Nummer 2: Die Abgrenzung zu Infoprodukten und Beratungsangeboten ist schwierig

Hier kommt es sehr auf das Geschäftsmodell an, gell. Je mehr Infoprodukte (z.B. Onlinekurse oder E-Books) oder Beratungsangebote dein Angebot sind, desto schwerer hast du es eh, in deinem Content die Grenze zwischen Free und Paid zu setzen. (Das ist übrigens ein Thema, das ich beim Überarbeiten meines Microcontent-Strategie-Onlinekurses nochmal explizit angegangen bin. Früher hab ich da auf das „What Why How“-Modell verwiesen, jetzt habe ich in dem Modul 16 verschiedene Taktiken gesammelt.)

Sprich: Je mehr du die Leute erwarten, dass sie dir 4 free Fragen stellen können (und du sie darin bestätigst…), desto schwieiger wird es, die Grenze zu setzen, welche Fragen du nicht kostenlos beantwortest (sondern in deinem Kurs oder Coaching). Das kann zu Unverständnis bei der Audience führen.

Grund Nummer 3: Guter Content hat eine lange Halbwertszeit

Der größte Vorteil an Content Marketing ist, dass man Content im Pyjama erstellen kann. Der zweitgrößte Vorteil ist, dass guter Content jahrelang für dich arbeitet. Deswegen ist es umso wichtiger, gute/strategische/sinnvolle Themen auszuwählen, die wir zu Content verarbeiten, nicht 0-8-15 Fragen!

proaktiv werden

Ihr ahnt es schon: statt auf reaktives Content Marketing zu setzen würde ich IMMER empfehlen, den Content in die eigene Hand zu nehmen. Das heißt:

  • selber Themen setzen – was willst DU erzählen?
  • innovative Formate entwickeln – die über FAQ hinausgehen
  • reaktive Dinge da einzuflechten, wenn sie sinnvoll sind und es passt

Ich wäre eine schlechte Content Marketerin, wenn ich an dieser Stelle nicht meinen eigenen Kurs empfehlen würde. Er ist der Schritt-für-Schritt-Leitfaden für eine microcontentbasierte Kommunikationsstrategie und es sind meine Erfahrungen aus 10+ Jahren Content Creation, Öffentlichkeitsarbeit und Content Marketing reingeflossen.