Einmal Team und zurück: Solopreneurship ist wieder im Trend

Wachsen, skalieren, immer größer werden. Das ist der Traum vieler (aller?) Unternehmer:innen in der Online-Business-Welt. Wer als Content Creator oder mit digitalen Produkten seine Brötchen verdient, hat es mit dem Skalieren schließlich leichter als die Friseurin um die Ecke.

Mehr Content erstellen, mehr Kurse verkaufen, Leute in Gruppen statt im 1:1 Coachen… Zahlreiche Unternehmer:innen aus der Online-Biz-Bubble haben vorgemacht, wie es geht. Dafür braucht man natürlich auch ein Team. Die Anzahl der eigenen Mitarbeiter:innen wurde zeitweise – zumindest nach meinem Gefühl – gern auch wie eine Trophäe präsentiert. Dabei wurden dann großzügig nicht nur Angestellte, sondern auch Freelancer:innen und der Anwalt, der alle paar Monate mal einen Vertrag aufsetzen darf, mitgezählt. Ach, und die unbezahlten Praktikant:innen dürfen wir auch nicht vergessen.

Wendepunkt im Onlinebusiness: Zurück zu den Wurzeln als Solo-Creator

In letzter Zeit beobachte ich eine interessante Kehrtwende: Einige, die einst imposante Teams leiteten, kehren zurück zu ihren Wurzeln als Solo-Creator:in oder Solo-Business-Owner.

Ich verlinke euch ein paar Videos und Podcastfolgen, so dass ihr die Storys und Argumentationen selber nachvollziehen könnt:

👉🏻 YouTuber & Filmemacher Matt D’Avella: I’m on my own again.

👉🏻YouTuberin & Onlinekurserstellerin Vanessa Lau: I built a 7-figure creator business and quit. Here’s why.

👉🏻 Online-Biz-Urgestein Mariah Coz hatte mal über 20 Teammitglieder und hat das auf einen Angestellten reduziert. Ihre Biz-Journey könnt ihr hier nachlesen bzw. nachhören.

👉🏻 Stephie Dillon, Social-Media- und Online-Biz-Lehrende hat in dieser Podcastfolge ausführlich über ihren Weg vom Team zurück zum „No Team Dream“ erzählt.

👉🏻 YouTuberin & Onlinekurserstellerin Latasha James: I had 7 team members and now I’m a solopreneur: here’s why

… und hey, für jede Person, die öffentlich über ihre Team-Verkleinerung spricht, gibt es sicher ein halbes Dutzend, die *nicht* öffentlich darüber sprechen.

Was sind denn die wiederkehrenden Motive für diese Abkehr vom großen Team? Ich würde es mit diesen drei Aspekten zusammenfassen:

Grund 1: die wirtschaftliche Lage

Die Onlinekurs-Branche erlebte einen regelrechten Boom – besonders während der Corona-Pandemie. Plötzlich waren alle digital unterwegs, Zoom-Konferenzen wurden zum Alltag und auch Skeptiker:innen merkten: Hey, das (z.B. Weiterbildung, Beratung, Coaching, …) geht auch online! Doch wie es aussieht, flaut dieser Trend nun ab. Diie allgemeine Wirtschaftskrise, steigende Lebenshaltungskosten und steigende Personalkosten machen einige Geschäftsmodelle weniger profitabel. Wenn man also mit knappen Margen kalkuliert hat, muss man jetzt das Business verändern oder runterfahren. Da sind Personalkosten ein großer Faktor.

Grund 2: Manager:in wider Willen

Ein weiterer Aspekt ist die Management-Rolle. Ein Team zu führen bedeutet nicht nur Delegation von Aufgaben, sondern auch Training, Prozessentwicklung und Feedback – alles zeitaufwendige Tätigkeiten.

Ich glaube, am Anfang ist man naiv und denkt „wenn ich eine Person für die Aufgabe XY einstelle, hab ich damit nix mehr am Hut!“ oder „Wenn ich das Videoschneiden outsource, kann ich easy doppelt so viele Videos machen“. In der Realität muss man die Aufgaben erst vorbereiten (z.B. Prozesse erstellen) und vieeeeel Zeit in Feedbackschleifen und Meetings verbringen. Latasha beschreibt es in ihrem Video gut. Sie sagt, dass sie ihre Videos jetzt wieder selber schneidet – aber gleich viel Zeit verbraucht:

„(…) but when I had a video editor, I was spending just as much time just communicating feedback and visual direction and, you know, downloading things from Google drive and things like that (…) I would have kind of rather just have been editing the video.“

Latasha James, I had 7 team members and now I’m a solopreneur: here’s why

Und seien wir ehrlich: Nicht jede:r ist geboren für Feedbackgespräche und Managementaufgaben.

Grund 3: Die Sehnsucht nach Kreativität

Für viele Online-Business-People basiert das eigene Business auf einer Leidenschaft. Man hat aus Spaß angefangen, Videos zu posten, und plötzlich wird daraus ein Einkommensstrom oder ein Hauptjob. Wer „at heart“ Creator ist, will Inhalte erschaffen, Ideen ausdrücken, andere inspirieren und in Kontakt mit der Community stehen.

Doch je größer das Team und das Business werden, desto mehr werden die kreativen Aufgaben zur Nebensache – siehe Grund 2 mit den Managementaufgaben.

Eine andere Seite der Medaille ist, dass die kreativen Leistungen plötzlich mit mehr Druck verbunden sind. Wenn ein Video oder Post „floppt“, kratzt das nicht mehr nur das Ego an, sondern bedeutetet im Worst Case Umsatzeinbrüche, da Werbe- und Affiliate-Einnahmen ausbleiben oder Sponsor:innen unglücklich sind.

Es ist mutig zu sehen, wie einige Branchengröße öffentlich über ihre Teamverkleinerung sprechen. Denn damit ist sicher Prestige- und für einige auch Umsatzverlust verbunden.

Wir in Deutschland hängen oft etwas hinterher – Trends aus den USA erreichen uns mit einer kleinen Verzögerung. Aber ich bin überzeugt: Dieser Trend zu Solopreneurship wird auch bei uns ankommen. Damit meine ich nicht nur das aktive Verkleinern bestehender Teamstrukturen, sondern ich meine damit auch, dass „ein Team haben“ für viele nicht mehr das Nonplusultra ist. Oder, anders herum: Ich hoffe und glaube, dass viele Selbstständige sehen, dass auch ohne Team (oder mit nur einem Mini-Team) sehr viel möglich ist! Statt uns unfreiwillig zu Manager:innen zu befördern, können wir beim Kern unserer ursprünglichen Tätigkeit bleiben.

Ich bin natürlich biased und halte eine Microcontent-Strategie für sehr wichtig, um das eigene Content- und Social-Media-Marketing zeitsparend und effektiv in der Hand zu haben – ohne Team oder Agentur. Lerne im Onlinekurs oder im Sprint, wie du dein eigenes Microcontent-Strategie-Playbook schreibst. Garantiert Solopreneur-geeignet!